Ein Streit der Emotionen: Am 4. April 1972 erfolgte der Spatenstich für das Bauprojekt „Atomkraftwerk Zwentendorf“. Bis zur endgültigen Fertigstellung des Siedewasserreaktors mit einer Leistung von rund 732 Megawatt vergingen vier Jahre. Ab dem Jahr 1975 kam es jedoch zu Gegenbewegungen. Die Proteste gegen das Atomkraftwerk wurden heftiger. Es spaltete keine Atome, sondern Politik, Parteien und Bevölkerung.


Die Menschen demonstrierten über Parteigrenzen und ideologische Hintergründe hinweg – es war ein Streit der Emotionen. Auf der einen Seite standen die Atomgegner, auf der anderen alle Mächtigen des Landes: die SPÖ-Alleinregierung unter Bruno Kreisky, die Gewerkschaft, die Industrie und die Handelskammer. In der Erwartung eines zustimmenden Ergebnisses, beschloss der damalige Bundeskanzler das Volk über die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf abstimmen zu lassen, doch der Schuss ging nach hinten los.